Direkt zur Hauptnavigation springen Direkt zum Inhalt springen Zur Unternavigation springen

Kamerun startet weltweit erste Malaria-Impfkampagne in ehemaligem BMBF INTEWAR-Pilotgebiet

Die weltweit erste Malaria Impfung fand in einem Krankenhaus in Soa, Kamerun, statt. Soa war eines der drei Pilotgebiete unseres kürzlich erfolgreich abgeschlossenen BMBF INTEWAR Projektes.

In den letzten dreieinhalb Jahren entwickelte das FiW gemeinsam mit deutschen und kamerunischen Partnern Strategien zur Eindämmung wasserassoziierter Krankheiten, wie bspw. Cholera oder Typhus. Diese wurden erfolgreich in drei Pilotgebieten in Kamerun mit Notwasserversorgungsstrategien umgesetzt. Mit der Malaria-Impfkampagne der kamerunischen Regierung wird nun ein weiterer Schritt zur Bekämpfung wasserassoziierter Krankheiten angestoßen.

In Kamerun wurde kürzlich mit der weltweit ersten Impfkampagne gegen Malaria begonnen. Das zentralafrikanische Land plant zunächst, alle Kinder unter 6 Monaten zu impfen, allein in diesem Jahr etwa 250.000. Die weltweit erste Impfdosis wurde in einem Krankenhaus in Soa verabreicht, einem der drei Pilotgebiete unseres vom BMBF geförderten INTEWAR Projektes (Innovative Technologien zur Eindämmung wasserassoziierter Krankheiten, FKZ 13N15239).

Die Einführung des Impfstoffes ist ein bedeutender Schritt in der Malariabekämpfung und somit ein wichtiger Baustein in der Bekämpfung wasserassoziierter Krankheiten. Obwohl die Zahl der Malariafälle seit Beginn des Jahrtausends stetig zurückging und halbiert werden konnte, meldet die WHO seit 2019 wieder steigende Zahlen. Im Jahr 2022 wurden weltweit 249 Millionen Malariafälle registriert, etwa fünf Millionen mehr als im Vorjahr. Über 600.000 Menschen, davon 76 % Kinder unter 5 Jahren, starben an den Folgen der Erkrankung.

Kamerun ist stark von Malaria betroffen. Im Jahr 2022 erkrankten laut WHO knapp 6,5 Millionen Kameruner an Malaria, wodurch die Krankheit als die dominierende endemische Erkrankung des Landes gilt. Das Gesundheitssystem wird dadurch erheblich belastet: 50 % der Krankenhausaufenthalte sind auf Malaria zurückzuführen. Die Dunkelziffer der Malariaerkrankungen liegt möglicherweise noch höher, da weniger als 30 % der unter Fieber leidenden Kinder auf Malaria getestet werden.

Besonders in städtischen Gebieten ist Malaria weit verbreitet, beeinflusst durch die sozio-ökonomische Gesamtsituation des Landes mit desolater Wasserversorgungs- und -Entsorgungsinfrastruktur, individueller Armut und ökologischen und klimatischen Faktoren.

Starkregen und Hochwasser, die in Kamerun u. a. infolge von Klimaveränderungen immer häufiger auftreten, haben einen erheblichen Einfluss auf die Ausbreitung der Krankheit. Stagnierende Wasseransammlungen, die durch Überschwemmungen und eine unzureichende Entwässerungsinfrastruktur entstehen, bieten ideale Brutstätten für die Anopheles-Mücke, den Hauptüberträger der Erkrankung.

Durch die Impfkampagne erhoffen sich Experten eine signifikante Entlastung des Gesundheitssystems und eine Reduzierung der Todesfälle. Ob und wie zeitnah dies möglich ist, bleibt abzuwarten. Zum einen wird es noch einige Zeit dauern, bis genug Impfstoff für alle betroffenen Länder produziert werden kann. Zum anderen hat der in Kamerun verwendete Impfstoff eine Wirksamkeit von lediglich 30 % und erfordert die Verabreichung von vier Dosen, wobei der Impfschutz nach einigen Monaten wieder nachlässt. Umso wichtiger ist es daher, weitere Maßnahmen nicht zu vernachlässigen. Neben individuellen Maßnahmen, wie der Bekämpfung von Mückennestern, der Verwendung von Bettnetzen und dem Einsatz von Insektiziden, ist insbesondere ein angepasstes Wassermanagement in den Städten von großer Bedeutung.

Das FiW erarbeitete im Rahmen des BMBF geförderten INTEWAR Projektes in den letzten Jahren gemeinsam mit deutschen und kamerunischen Partnern Strategien und Technologien zur Eindämmung wasserassoziierter Krankheiten und implementierte diese erfolgreich in drei Pilotgebieten in Kamerun.

Einen Schwerpunkt der Arbeit stellte dabei die klimaangepasste Entwicklung eines Notwasserkonzeptes dar, das die Bevölkerung während und nach einem Katastrophenfall, wie z. B. Überschwemmungen, mit sicherem Wasser versorgen soll. Dazu wurden insgesamt drei dezentrale Trinkwasseraufbereitungsanlagen nach dem Ultrafiltrationsprinzip an überflutungssicheren Orten installiert. Weitere zentrale Bestandteile des Projekts waren die Umsetzung von Hochwasserschutz- und Beratungsmaßnahmen, wie z. B. zur Abdeckung offener Abwassersammler oder oberflächennaher Schöpfbrunnen zur Brauchwasserentnahme. Dies trägt zur Vermeidung von stagnierendem Wasser in Siedlungsgebieten und damit zur Eindämmung von Mückenbrutstätten bei. Die angestrebte bessere Vorbereitung auf den Katastrophenfall Hochwasser fördert nicht nur die Malariabekämpfung, sondern adressiert v. a. auch andere wasserassoziierte Erkrankungen, wie Cholera, für die in Kamerun regelmäßig – insbesondere nach Überflutungsereignissen – steigende Fallzahlen verzeichnet werden. Um zu einer ganzheitlichen und nachhaltigen Verbesserung der Situation und insbesondere zu einer Entlastung des Gesundheitssystems beizutragen, wurden Aufklärungs- und Schulungsmaßnahmen zu Hygiene und dem Schutz vor wasserassoziierten Krankheiten durchgeführt. Außerdem wurde ein dezentrales Abwasserreinigungskonzept entwickelt, das im Katastrophenfall eingesetzt und zur Reduzierung der Ausbreitung wasserassoziierter Krankheiten beitragen kann.

Das INTEWAR Projekt wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderinitiative „Forschung für die zivile Sicherheit – Internationales Katastrophen- und Risikomanagement – IKARIM“ gefördert. Weitere Informationen können der Projekthomepage, www.intewar.org, entnommen werden.