Pilot- und Modelvorhaben NiersFluX
Hochaufgelöste Spurenstoffbilanz im Einzugsgebiet der Niers zur Quantifizierung direkter und indirekter Eintragspfade und Ableitung von Handlungsoptionen
In Nordrhein-Westfalen wird die Perspektive eines weiteren Ausbaus von Kläranlagen zur Spurenstoffelimination diskutiert. Messkampagnen und Stoffeintragsmodelle lassen erwarten, dass Spurenstofffrachten über weitere, zeitlich variable Eintragspfade in die Gewässer eingetragen werden. Die Wiederherstellung des guten ökologischen und chemischen Zustands von Oberflächengewässern erfordert die Identifizierung der entscheidendsten direkten und indirekten Eintragspfade von gewässerrelevanten Spurenstoffen. Die Bestimmung dieser Faktoren dient als Grundlage für die Untersuchung von effizienten und quellenorientierten Maßnahmen zur gezielten Eliminierung von Mikroschadstoffen. Aufgrund der zeitlichen Variabilität der Eintragspfade spielt die Messfrequenz des Gewässermonitorings eine entscheidende Rolle. Gegenwärtig erfolgt das Monitoring oftmals mit unzureichender zeitlichen Frequenz, um Stofffrachten aus unterschiedlichen Quellen zuverlässig quantifizieren zu können.
An diesem Punkt setzt das im Dezember 2020 gestartete Pilot- und Modelvorhaben NiersFluX an. Übergreifendes Projektziel ist die Stofffrachtbilanzierung und dadurch die Identifizierung von charakteristischen indirekten und direkten Eintragspfaden in drei qualifizierten Gewässerabschnitten bzw. Bilanzräumen der Niers. Um dieses Ziel zu erreichen, führt der Niersverband im Rahmen von NiersFluX eine werktägliche Probenahme von 24-h Mischproben an vier qualifizierten Probenahmestellen durch. Der festgesetzte Untersuchungsumfang umfasst alle Niers-relevanten Spurenstoffe der Oberflächengewässerverordnung sowie der Beobachtungsliste der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU 2015/495), mit dem Schwerpunkt der Untersuchung auf Arzneimitteln, PBSM, PFT, PAK und Kationen. Die Ergebnisse der Spurenstoffanalytik sind bei unter allen hydraulischen Bedingungen (Trocken- und Regenwetter) und Eintragssituationen auszuwerten.
Die durch die Stofffrachtbilanzierung erzeugte Ergebnisse werden zur Validierung und Weiterentwicklung der vom LANUV betriebenen Modellen bereitgestellt. Dadurch wird die Identifizierung von bis jetzt ggf. unberücksichtigten Spurenstoff-Eintragspfaden für die Weiterentwicklung der Monitoringplanung des LANUV unterstützt und die möglichen Handlungsoptionen bewertet. Die im Rahmen des Projekts gewonnenen Erkenntnisse werden zur Unterstützung bei der Konkretisierung des Bewirtschaftungs- bzw. Maßnahmenplans im Nierseinzugsgebiet dienen. Weiterhin stellt die Untersuchung der Übertragbarkeit der Ergebnisse auf vergleichbare Flusseinzugsgebiete einen zusätzlichen Mehrwert dar.
Das Projekt wird vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MULNV) gefördert und von der Bezirksregierung Düsseldorf begleitet. Der Antragssteller Niersverband ist für die umfangreiche Probenahme und Analytik sowie die Projektsteuerung zuständig, während das Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen (FiW) e. V. die wissenschaftliche Begleitung des Vorhabens übernommen hat.