Erfolgreicher Abschluss im Digitalisierungsprojekt „Reifegradmodell Abwasserentsorgung 4.0“
Nach 14 intensiven Monaten wurde das Projekt „Reifegradmodell Abwasserentsorgung 4.0“ mit dem letzten Projektworkshop im Onlineformat am 13.11.2020 erfolgreich abgeschlossen
Im Rahmen des Projektes wurde dabei in einem ersten Schritt das in einem DVGW-F&E-Projekt entwickelte „Reifegradmodell für eine Wasserversorgung 4.0“ auf die Prozesse der Abwasserentsorgung übertragen.
Anschließend untersuchte das Projektteam, bestehend aus IWW Zentrum Wasser, Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen (FiW) e. V. und MOcons GmbH & Co. KG, den digitalen Entwicklungsstand bei den 17 beteiligten Praxispartnern (Abwasserentsorger und -verbände). Hierfür wurden jeweils sechs Prozesse der Abwasserentsorgung im Rahmen von jeweils zwei Interviewtagen bei den Praxispartnern betrachtet. Dabei wurden 36 Digitalisierungskriterien aus den Blickwinkeln Ressourcen, Informationssysteme, Organisation und Kultur analysiert und im Ergebnis der digitale Reifegrad (= Entwicklungsstand) bestimmt.
Es zeigt sich, dass die Branche gute Grundlagen geschaffen hat, um die Vorteile der Digitalisierung im Rahmen einer Abwasserentsorgung 4.0 nutzen zu können. So ist man in vielen Fällen schon dabei, einen digitalen Zwilling des Prozesses mit aktuellen Prozessdaten zu erschaffen. Im Bereich der Kläranlagen ist dies schon vielfach durch intensiven Einsatz von Mess-, Steuer- und Regeltechnik sowie die Bündelung der Daten im Prozessleitsystem umgesetzt. Die Herausforderungen der nächsten Jahre werden darin liegen, alle benötigten und im Unternehmen vorhandenen Daten miteinander zu verknüpfen, zu analysieren und in geeigneter Form nutzergerecht darzustellen. Das Ziel hierbei sollte immer sein, einen weiteren Erkenntnisgewinn über die eigenen Prozesse zu erlangen und damit die Abwasserentsorgung noch sicherer und effizienter zu gestalten.
Nach der Standortbestimmung des digitalen Entwicklungsstandes stehen die Praxispartner nun vor der Aufgabe, die Erkenntnisse aus der Anwendung des Reifegradmodells zu nutzen und diese in ihre unternehmenseigenen Digitalisierungsvorhaben und -strategien einfließen zu lassen. Die Art und Weise wie dies geschehen soll, ist dabei so unterschiedlich wie auch die Ausgangslage der einzelnen Unternehmen. So hatten einige Unternehmen bei Projektstart gerade ein Digitalisierungsteam innerhalb des Unternehmens gegründet oder hatten dies in Planung. Knapp die Hälfte hatte sogar bereits eine existierende Digitalisierungsstrategie. Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Ausgangslage werden einige Unternehmen die Ergebnisse als Abgleich mit schon vorhandenen digitalen Roadmaps nutzen und neue Erkenntnisse ergänzen. Andere werden aufbauend auf den Ergebnissen in einem weiteren Schritt Digitalisierungsziele definieren und mögliche Maßnahmen ableiten, um die gesetzten Digitalisierungsziele zu erreichen.
Auch für interessierte andere Abwasserentsorger/-verbände steht das entwickelte Reifegradmodell nach Projektabschluss zur Verfügung. Als erster Digitalisierungs-Selbsttest kann beispielsweise der Reifegradcheck Abwasser 4.0 (www.reifegradcheck-abwasser.de) genutzt werden. Darüber hinaus bieten die Projektpartner an, das Reifegradmodell in zweitägigen Interview-Workshops bei interessierten Unternehmen vor Ort anzuwenden und auf diese Weise den individuellen Status quo der Digitalisierung in einzelnen Hauptprozessen (z. B. Abwasserreinigung oder Energie- und Ressourcenmanagement) zu erheben. In Kombination mit zwei weiteren Workshops zur Zieldefinition und Maßnahmenplanung kann so die Erarbeitung einer individuellen Digitalisierungsroadmap unterstützt werden. Bei Fragen zur Anwendung des Reifegradmodells in Ihrem Unternehmen steht Ihnen das Projektteam gerne zur Verfügung.