Die European Wastewater Management Conference ist eine jährlich stattfindende Veranstaltung zur Vorstellung der aktuellen Entwicklungen im Abwasserbereich und dem Austausch von ExpertInnen und Stakeholdern. In diesem Jahr besuchten über 300 Teilnehmende die Konferenz. Sophia Schüller vom Begleitvorhaben TransPhoR durfte dabei im Block „Nutrient Removal & Recovery“ das Fördervorhaben RePhoR vorstellen und diskutierte mit den Teilnehmenden über die benötigten Erfahrungen, auf welche auch andere europäische Länder zugreifen müssen. Zuvor hatte bereits Chris Thornton der European Sustainable Phosphorus Platform (ESPP) einen Überblick über die regulatorischen Instrumente der EU zum Nährstoffrückgewinn gegeben.
Die Konferenz stand unter dem Licht der sich zuspitzenden Klimakrise: so rief Professor Rupert Read in seinem Key Note Vortrag „This changes everything: the coming climate reckoning“ eindringlich auch die Wasserwirtschaft zum Handeln auf. Im Lichte dessen machten die folgenden Vorträge noch einmal den Zusammenhang zwischen Phosphor und dem Klimawandel klar: durch zunehmende Starkregen- und Sturmereignisse wird Phosphor aus dem Boden gespült, was zum Einen die Gewässergüte benachbarter Gewässer negativ beeinflusst, zum anderen potentiell den Phosphordüngerbedarf erhöht. Gleichzeitig erhöht sich die Bodentemperatur langfristig und somit auch die Aufnahmekapazität der Pflanzen.
Der Vortrag konzentrierte sich angesichts des Fachpublikums auf die organisatorischen Herausforderungen des Phosphor-Recyclings und die von RePhoR zu erwartenden Ergebnisse sowie die Beschreibung der begleitenden und projektübergreifenden Querschnittsthemen (mehr dazu auf der RePhoR-Homepage). Deutschland, als eins der Länder der EU, welche eine P-Recycling-Pflicht eingeführt haben, kann durch die Erfahrungen, welche auch innerhalb der RePhoR-Maßnahme generiert werden, auch die technologischen Pfade anderer EU-Staaten mitgestalten, wenn diese nach Best Practice Beispielen suchen. Die sich an den Vortrag anschließenden Diskussionen machten deutlich, dass an vielen Stellen Fragen zum weiteren Vorgehen und zur zeitlichen Dringlichkeit bestehen und die Ergebnisse mit Spannung erwartet werden.
Phosphor ist ein essentieller und nicht substituierbarer Baustein in allen Lebewesen und wird vor allem als Dünger für eine ertragreiche Landwirtschaft gebraucht. Die endlichen Phosphaterz-Reserven sind auf wenige, teilweise politisch instabile Regionen in der Welt begrenzt und zunehmend verunreinigt. Deutschland, wie auch nahezu alle Länder der Europäischen Union (EU), hat keine eigenen Rohphosphatlagerstätten und ist deshalb vollständig auf Importe angewiesen. Dies führt zu großen Risiken bei der Versorgungssicherheit und zur Anfälligkeit gegenüber Preisschwankungen. Phosphor wurde deswegen von der EU bereits im Jahr 2014 auf die Liste der kritischen Rohstoffe gesetzt, die einen Anreiz für Recyclingtätigkeiten geben soll. Eine wichtige Rolle zur Sicherung der zukünftigen Versorgung spielt hierbei die Rückgewinnung von Phosphor aus P-reichen Abfallströmen, wie Abwasser und Klärschlamm.
Im Rahmen der BMBF-geförderten Maßnahme Regionales Phosphor-Recycling (RePhoR) wird daher in sieben Verbundprojekten die großtechnische Rückgewinnung umgesetzt und unterstützt. Verschiedene Hindernisse erschweren den Markteintritt der Düngerrezyklate. Dazu gehören uneinheitliche oder unklare gesetzliche Regelungen zu Schadstoffgrenzwerten, das Zertifizierungsverfahren, aber auch Faktoren wie die soziale Akzeptanz neuer Produkte.